Wilkenburg

Über das römische Marschlager Wilkenburg, Region Hannover, gibt es mit heutigem Stand (8. April 2021) 121 Presseartikel, bzw. Film- und Hörfunkbeiträge, 11 Weblinks und 23 Literaturhinweise im Wikipedia-Artikel zum Fundort, der von FAN-Mitglied Axel Hindemith stets auf dem laufenden Stand gehalten wird. Deshalb beschränken wir uns an dieser Stelle auf den Bericht von Heinz-Dieter Freese, der schon in der FAN-Post 2016 veröffentlicht wurde.

Die Wieder-Entdeckung von Wilkenburg

Am 27. Oktober 2014 erhielt ich in Aachen den „Deutschen Preis für Denkmalschutz“. In seiner Laudatio betonte der Landesarchäologe Henning Haßmann: „Wo viele sofort ein Römerlager erkennen wollen, hält er (Freese) sich zurück.“ Bei diesen Worten hat das Schicksal sicher milde gelächelt, denn keine drei Wochen später erkannte ich auf alten Luftbildern…. „ein Römerlager!“

Eigentlich hatte ich nur alte Luftfotos aus der Gegend von Hannover durchsucht, um sie bei der jährlichen Luftbildschau im Januar 2015 präsentieren zu können. Dabei fiel mir die abgerundete Ecke eines Grabens als Bewuchsmerkmal im Getreide auf. Der Ort liegt gegenüber der Hannover-Messe am Westufer des Flusses Leine in der Gemarkung Wilkenburg, Stadt Hemmingen.

Wilkenburg am Rande von Hannover. Die Fläche des Marschlagers ist heller eingefärbt. Foto aus W vom 2. Juli 2015: H.-D. Freese

Und es gab in einigen hundert Metern Abstand noch weitere gleichartige Grabenstücke, darunter eines mit einem Tordurchlass. Alle Luftaufnahmen stammten aus der Hand von Otto Braasch, aufgenommen in den Flugsommern 1990 bis 1992. Auf alten Karteikarten war vermerkt, dass Otto Braasch hier selbst ein „kaiserzeitliches castellum“ vermutete. Aber bei der darauf folgenden Ortsbegehung und einigen Suchschnitten in den 90er Jahren erhärtete sich dieser Verdacht nicht.

Auch nach meiner Identifizierung der Luftbildstrukturen war die Sache so eindeutig nicht. Ich habe deshalb am 14. März 2015 auf der Jahreshauptversammlung des F.A.N. bei meinem Vortrag „Das Geheimnis von XXXXenburg“ nur von einer 70prozentigen Wahrscheinlichkeit eines Römerlagers gesprochen. Denn die von mir im Vorfeld konsultierten hauptamtlichen Luftbildarchäologen äußerten sich angesichts der zugesandten Fotos eher skeptisch bis ablehnend. Außerdem waren die linearen Grabenverläufe auf den Luftfotos nicht eindeutig in einen Zusammenhang zu bringen. Und vor allem störte ein breiter bewaldeter Bruchgraben „Dicke Riede“, der das angebliche Römerlager in zwei Teile zerlegte, – vielleicht waren es auch zwei getrennte Bereiche?

Römisches Marschlager aus N. Die Grabenverläufe zeichnen sich schwach im Getreide ab. Foto vom       2. Juli 2015: H.-D. Freese

Diese Geländesituation hatte ich mir im Januar und Februar 2015 ganz in Ruhe vor Ort angeschaut, begleitet nur von meinem Hund Bobby. Das waren zwei schöne Nachmittage, in denen das hannöversche „Römerlager“ mir ganz allein gehörte, getreu dem „Rumpelstilzchen“-Motto: „Ach wie gut, dass niemand weiß…“

Im Januar und Februar 2014 wurden die Bäume in der „Dicken Riede“ abgeholzt: Vorbereitung auf den Kiesabbau. Foto: H.-D. Freese

Bei meinem Vortrag auf der Jahreshauptversammlung des FAN am 15. März wurde das „Geheimnis von Xxxxenburg“ aber schließlich gelüftet und ich übergab das Römerlager für weitere Nachforschungen an die Römer-AG im FAN.

Und schon nach sieben Monaten, am 14. Oktober 2015, veranstaltete das NLD eine große Pressekonferenz, auf der meine anfänglichen Vermutungen anhand von Münzfunden in vollem Umfang bestätigt wurden.

Heinz-Dieter Freese