Luftbildarchäologie 1995

Vier Grabenzüge dokumentierten Rolf Meinking (Pilot) und Heinz-Dieter Freese als Bewuchsmerkmale im reifen Getreide an der Landesgrenze nach Nordrhein-Westfalen in der Gemarkung Wasserstraße, Ldkr. Minden/Lübbecke. Vor gut 120 Jahren waren die Gräben und Wälle noch dreidimensional im Gelände vorhanden.

Vermutlich legten sie im 19. Jahrhundert den Grund zu dem Forschungsansatz, hier zwischen Leese und Loccum das von Tacitus beschriebene Schlachtfeld des Jahres 16 n. Chr. zwischen Römern und Germanen zu suchen. Dabei sprach Tacitus in seinen Annalen von einem Grenzwall „agger Angrivariorum“, der das Land der Angrivarier und Cherusker voneinander trennte und den die Römer im Verlaufe der Schlacht vergeblich berannten. 1870 hatte Müller in der Zeitschrift des Historischen Vereins „ohne einen Schatten von Zweifel“ dargelegt, dass die „alte Vertheidigungslinie“ identisch sei mit dem gesuchten „agger Angrivariorum“.

Mindestens drei weitere Erdwälle wurden in den folgenden Jahrzehnten in und bei Leese als Überreste des Angrivarierwalles identifiziert und zum Teil angegraben. Der gewünschte Nachweis gelang jedoch nie, obwohl das Terrain aus archäologischer Sicht ideale Bedingungen bietet für den lang gesuchten Ort der Schlacht.

Zumindest einer der im Sommer 1995 fotografierten Gräben wurde im Jahre 1673 von hannoverschen Truppen als Verteidigungsstellung gegen eine französische Invasion errichtet, – die sogenannte „zellische tranchée“.