Archäologische Sondage in Mehrholz / Aschen am 23. und 24.4.2005
Der Hof Groß Mehrholz gehört zum OT Aschen der Stadt Diepholz, Ldkr. Diepholz, und liegt am Ostrand des seit 1817 durch die Bohlenwegforschung ins Blickfeld der Öffentlichkeit getretenen Moorengpasses Brägel (Lohne) – Aschen (Diepholz).
Zwei seiner heute mit bloßem Auge nicht mehr wahrnehmbaren Wallanlagen wurden im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts (als mutmaßliches Römerlager) durch Prof. F. Knoke (Osnabrück) und H. Prejawa (Diepholz) unabhängig voneinander bekannt gemacht. Seitdem flammt bis heute immer wieder eine Datierungsdiskussion auf.
Nachdem dem jungen Archäologen Dr. H. Piesker (Hannover) 1935/36 leider nur eine allzu grobe zeitliche Einordnung der größeren ca. 20 ha-Anlage mit „zwischen ca. 400 v.Chr. und ca. 1100 n.Chr.“ gelungen war, bemüht sich die Römer-AG des FAN seit der Auffindung zweier römischer Republikdenare – durch den Entdecker Kalkrieses Major T. Clunn im Frühjahr und Herbst 1997 – durch Luftbild- und Metallsondenprospektionen, zwei Bohrkernuntersuchungen und eine Magnetometervermessung (auf 1,4 ha) und zwischendurch 1999 durch zwei Probeschnitte (durch Dr. D. Bischop, Bremen) um eine genauere zeitliche Einordnung.
Nach intensiver Vorarbeit unter anderem z.B. durch eine GPS-gestützte genaue Hofvermessung durch Dr. Wilhelm Gebers 2003 wurde am 23. und 24. April 2005 unter dessen Leitung ein ca. 100 m langer und gut 3 m breiter Baggerschnitt durch den sensiblen Bereich der zentralen Hofwiese gelegt.
18 Mitglieder der FAN-AG „Römer in Niedersachsen“, unterstützt von zwei erfahrenen Grabungstechnikern aus Sachsen-Anhalt (Dokumentation), wurden bei der Bearbeitung des großen Schnittes für ihr Engagement mit einem Wetter belohnt, wie es wohl keiner für April so schön erwartet hätte.
An der Dokumentation, die sich u.a. auf weit über 200 Fotos stützen kann, wird so zügig gearbeitet, dass sie noch im Mai vorliegt. Ein erster Bericht von den Grabungsergebnissen dürfte nach Bearbeitung der Funde und der zum Teil doch recht überraschenden Befunde (Holzfund) spätestens am 12. November 2005 in Hannover diskutiert werden können.
An dieser Stelle ist aber zunächst einmal allen Beteiligten Dank auszusprechen: allen, die ihr Wochenende geopfert haben und z.T. von weit angereist waren; dann jedoch in erster Linie Dr. Gebers, dem als Grabungsleiter mit größtenteils archäologisch ungeübtem Team eine besondere Verantwortung aufgebürdet war, und ebenso dem Grundeigentümer Heinrich Mehrholz, der erneut, wie bereits seit 1997, größte Geduld mit den die Hofroutine doch mehrfach erheblich belastenden archäologischen Untersuchungen aufbrachte und bei Bedarf immer wieder auch selber mit anpackte.
Die Stadt Diepholz als untere Denkmalschutzbehörde unterstützte auch diesmal wieder dankenswerterweise durch einen für die Dokumentation erforderlichen finanziellen Beitrag. Die aus Aschen stammende Firma Uder ließ es sich nach Anfrage durch die Stadt nicht nehmen, mit einem leistungsstarken Bagger sozusagen Nachbarschaftshilfe zu leisten, und stellte aus dem Familienbetrieb im „Schichtwechsel“ die Söhne Wolfgang und Frank Engemann zur Verfügung, die äußerst umsichtig das schwere Räumfahrzeug auf der „empfindlichen“ Grabungsstrecke bewegten.
Die von Bernd Günther (AG Sachsenforschung) am ersten Grabungstag erstellte Fotodokumentation ergänzte sinnvollerweise die aus der Luft seit 1997 alljährlich durchgeführte Luftbilddokumentation von unserem Piloten Günter Lange (AG Luftbildarchäologie).
Die dendrochronolgische Untersuchung des Holzes aus den Mehrholzer Grabungsfunden übernimmt dankenswerterweise Frau Barbara Leuschner vom Dendrochronologischen Labor Göttingen (DELAG).
Übrigens ergibt sich am Samstag, 11. Juni 2005, beim FAN-Seminartag im Industrie Museum Lohne sicher eine Gelegenheit zu einem „Mehrholz“-Meinungsaustausch.
Wilhelm Dräger
Römer-AG des FAN e.V., Projektleitung
veröffentlicht in der FAN-Post, Heft 2/2005, S. 12