Grabung Langwege 2008

Die Idee

Vor einiger Zeit „stolperte“ der Leiter der AG Luftbildarchäologie, Heinz-Dieter Freese, über ein Luftbild von Otto Braasch aus den 90er Jahren; hier eine neuere Aufnahme von FAN-Mitglied Günter Lange. Dieses Luftbild zeigte deutliche Spuren einer vermutlich frühgeschichtlichen Bebauung am Ortsrand von Dinklage-Langwege im Landkreis Vechta. Nach einigen Überlegungen beschloss man, mit Mitgliedern des FAN und weiteren interessierten Laien in diesem Sommer eine Probegrabung auf Grundlage dieses Fotos durchzuführen. Heinz-Dieter Freese nahm deshalb die Organisation der Veranstaltung, die am 26. und 27. Juli 2008 stattfinden sollte, in bewährter Manier in die Hand. Schon im Vorfeld zeichnete sich eine erfreuliche Beteiligung durch die Anmeldung von 26 Personen ab.

Am Abend des 25. Juli begann man mit der Einmessung der freizulegenden Fläche in der Hoffnung, auch tatsächlich ein frühgeschichtliches Bauwerk am nächsten Tag freilegen zu können.

      

Das Team           

Durch die gute Vorarbeit und das Engagement von Heinz-Dieter Freese waren über 30 ehrenamtliche Mitglieder des FAN und weitere interessierte Laien vor Ort. So konnte die Arbeit auf viele Schultern verteilt werden und die Hauptarbeit schon am Samstag abgeschlossen werden. Den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern wurde aber auch bei über 30 Grad und praller Sonne körperlich einiges abverlangt. Trotz der Hitze war die Stimmung sehr gut und wurde noch durch gespendete Kaltgetränke für die Grabungsmannschaft verbessert.

Nicht zu übersehen war auch ein deutliches öffentliches Interesse an der Probegrabung. Neben dem Ortsbürgermeister und einem Vertreter der Presse waren vor allem auch eine Vielzahl an Kindern und Erwachsenen aus der einheimischen Bevölkerung vor Ort. Diese wurden dann von Heinz-Dieter Freese und Dr. Wilhelm Gebers mit Informationen zur laufenden Arbeit und den schon gemachten Befunden versorgt. Auch der gesamte FAN-Vorstand war an diesem Tag in Langwege anwesend.

Einen besonderen Dank möchten wir hier vor allem Heinz-Dieter Freese für die hervorragende Organisation und Vorbereitung sowie allen beteiligten ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern für die geleistete Arbeit aussprechen. Nicht zuletzt natürlich auch einen herzlichen Dank an den Baggerfahrer, der mit seinem Gerät und seiner Erfahrung uns viel mühevolle Handarbeit bei der Hitze erspart hat. Ein spezielles Dankeschön vor allem Bernd Ammerich von der Unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Vechta, der für die Grabungserlaubnis sowie Karten und den Bagger gesorgt hat.

Am Samstag, den 26.07.2008, startete pünktlich am frühen Morgen die Aktion mit der ersten Freilegung durch einen Bagger. Dabei mussten über 60 cm Mutterboden abgetragen und gleichzeitig darauf geachtet werden, dass keine Befunde schon im Vorfeld zerstört wurden. Der Baggerfahrer zeigte aber mit seinem schweren Gerät viel Gefühl bei der für ihn ungewohnten Arbeit. Ein erster Suchschnitt in Breite der Schaufel war schnell gezogen und zeigte auch die ersten Befunde. Deutlich ließen sich vermutliche Gruben und Pfostenlöcher als Verfärbungen ausmachen, wie Dr. Wilhelm Gebers mit fachkundigem Blick feststellte. Um Befunde in ihrer Ausdehnung besser erkennen zu können, entschloss man sich, die Fläche mit einem zweiten Baggerschnitt direkt neben dem ersten zu erweitern.

Deutlich zeigte sich, dass man über das Luftbild die richtige Stelle ausgewählt hatte. Nun musste die Oberfläche durch die vielen bereitstehenden Ehrenamtlichen mit Schaufeln und anschließend mit Kellen glattgezogen werden. Erst nach dieser Arbeit bekommt man einen klaren Eindruck davon, was in den nachfolgend durchgeführten Schnitten vermutlich zu erwarten ist. Immer wieder wurden Gespräche zur Abstimmung der weiteren Vorgehensweise zwischen den ehrenamtlichen Grabungshelfern und dem Organisationsteam um Dr. Wilhelm Gebers und Heinz-Dieter Freese durchgeführt.

Mit den Augen des erfahrenen Archäologen durchlief Dr. Gebers das Planum und markierte alle interessanten Stellen, die im Anschluß mit einzelnen Nummern und Schnittbezeichnungen versehen wurden. Darauf folgte eine elektronische Einmessung der gekennzeichneten Befunde mit einem Differential-GPS mit einer Messgenauigkeit von 1-2 cm. Während die Einmessung noch erfolgte, wurden auch schon die ersten Schnitte an Gruben und Pfostenlöchern von ehrenamtlichen Grabungshelfern unter Fachanleitung vorgenommen. Fertige Schnitte wurden fotographisch dokumentiert und bei wichtigen Befunden auch direkt vor Ort gezeichnet.

Gegen 18:00 Uhr waren somit über 2/3 der freigelegten Grabungsfläche gut dokumentiert. Der Abschluss sollte dann am Sonntag durchgeführt werden.

Die einzelne Arbeitsschritte

  • Einmessung und Festlegung des Grabungsschnittes 
  • Markierung der Grabungsfläche
  • Abnahme des Mutterbodens mit einem Bagger
  • Erstübersicht des freigelegten Grabungsabschnittes
  • Einebnen der Fläche mit Schaufeln
  • Abkellen der gesamte Fläche zu einem Planum
  • Kennzeichnung (Anreißen) von vermutlichen Befunden durch den Archäologen mit einer Meßnadel
  • Kennzeichnung der markierten Bereiche mit Nummern
  • Festlegung der Profilschnitte durch die Befunde und Kennzeichnung mit A – B
  • Einmessen der Eckpunkte der Grabungsfläche 
  • Einmessen aller Punkte und Schnitte mit einem Differential-GPS Gerät 
  • Übersichtsfotos der Grabungsfläche
  • Anlegen von Schnitten
  • Bergen von Einzelfunden aus Schnittflächen in Tüten mit genauer Bezeichnung der Fundstelle und Fundart
  • Gegebenenfalls Vertiefung von Schnittflächen
  • Fotografie vom angelegten Schnittprofil und ggf. von bemerkenswerten Einzelheiten in der Schnittfläche
  • Zeichnerische Erfassung der freigelegten einzelnen Profile
  • Verfüllung der angelegten Schnitte mit Erdmaterial
  • Verfüllung der Grabungsfläche mit Mutterboden als Deckschicht

Das Fazit 

Laut Dr. Wilhelm Gebers gab es am Samstag schon die ersten Befunddeutungen. Hierbei wird essich bei den Befunden vermutlich um einen Pfostenbau mit einer Datierung vor dem 30jährigen Krieg (1618) handeln. Leider wurden nur wenige Scherben und Funde auf der Grabungsfläche gemacht, die eine genauere Datierung zulassen würden. Vielleicht wird die Auswertung der einzelnen Daten etwas mehr Sicherheit bei der Zeitbestimmung ergeben. Neben diversen Pfostengruben und Vorratsgruben wurde unter anderem auch in einer Grube ein Schweineunterkiefer mit Zähnen geborgen, der noch untersucht werden müsste.

Vor allem hat aber die Probegrabung die Interpretation des Luftbildes aus den 90er Jahren klar bestätigt. So konnte durch eine zweitägige ehrenamtliche Grabung wieder ein kleines Puzzleteil in unserer Landesgeschichte ergänzt werden.


Über diese Grabung erschien auch ein Bericht von Heinz-Dieter Freese und Dr. Wilhelm Gebers in der FAN-Post-Beilage 2009, S. 23: „Heisse Grabung“ 

Bericht: Bernd Günther – Luftbild: Günter Lange – weitere Fotos: G. Lübbers